Die Geschichte der Marke Triumph

 

S. BettmannObwohl ‚Triumph’ als Auto- und Motorradmarke stets als englisches Produkt wahrgenommen wird, geht die Gründung auf einen deutschen Staatsmann zurück. Als nämlich im ausklingenden 19. Jahrhundert der Fahrrad-Markt so richtig boomte, beschloss ein gewisser Siegfried Bettmann, seines Zeichens Kaufmann aus Nürnberg, sein Glück in England zu versuchen und gründete ein Jahr nach seinem Umzug nach Coventry 1885 eine Import- und Exportfirma, die ’S. Bettmann & Co. Import Export Agency’. Diese operierte von London aus und verkaufte schwergewichtig Fahrräder, die sie von einer Firma aus Birmingham bezog. 1887 stellte Bettmann den deutschen Techniker Moritz Johann Schulte als Junior-Partner ein, der dem Senior-Chef schon bald klarmachte, dass es das Ziel der Firma sein müsse, eigene Produkte herzustellen statt bloss Zwischenhandel zu betreiben. Also wurde mit finanzieller Unterstützung des Reifenherstellers ‚Dunlop’ eine eigene Fahrradproduktion aufgebaut, und die Firma hiess fortan 'New Triumph Co. Ltd.’. Bei der Namensgebung war den Geschäftspartnern wichtig, dass er überall in Europa verständlich ist.
1. Triumph-Motorrad1889 präsentierte die junge Firma ihr erstes Fahrrad und nannte sich nun The Triumph Cycle Company. Kurz nach Beginn des neuen Jahrhunderts (1902) wurden bereits erste Motorräder gebaut, wobei die Motoren von der Firma ‚Minerva’ bezogen und an ein von Schulte konstruiertes Triumph-Fahrrad montiert wurden. Dank raschem Erfolg an Motorradrennen schnellten auch die Verkaufszahlen in die Höhe, und die Gründer konnten ihre Firma weiter ausbauen. Ab 1913 amtete Siegfried Bettmann als Bürgermeister von Coventry, was den raschen Aufstieg des Deutschen zusätzlich unterstreicht. Klar, dass bei den Erfolgen mit den Motorrädern das Auge des gewieften Geschäftsmannes nach neuen Betätigungsfeldern schielte. Was also lag näher, als zu versuchen, sich ein Stück des Kuchens der jungen Automobilbranche abzuschneiden? Da die Motorradfabrik zu wenig Platz bot für die Automobil-Produktion, kaufte Bettmann die Hallen der in Coventry ansässigen Dawson Car Company. Sein Partner Schulte wollte jedoch nicht in den von Konkurrenten schon stark bearbeiteten Automobilmarkt einsteigen. Also wurde er ausbezahlt, verliess die Firma und wurde durch Claude Holbrook ersetzt. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg konnte 1923 das erste Auto, ein offener Tourer mit der Bezeichnung '10/20', präsentiert werden. Ein 1.4 Liter Vierzylinder-Motor mit 23.5 bhp war für den Vortrieb verantwortlich. Dieses Auto wurde mit mässigem Erfolg bis 1925 gebaut. Weitere und vor allem exklusivere Modelle für gut betuchte Kunden wurden produziert. Nur kurze Zeit später konnte der erfolgreichere ’Super Seven’ präsentiert werden, aber die Zeiten waren ungünstig, und der Börsencrash von 1929 mit der damit verbundenen grossen wirtschaftlichen Unsicherheit stürzte auch Triumph in finanzielle Schwierigkeiten. Bettmann musste unter dem Druck der Geldgeber aus der Firmenleitung ausscheiden, und Holbrook übernahm den Vorsitz. Um die noch prosperierende Motorradsparte rentabel zu halten, wurde die Firma 1936 in zwei unabhängige Firmen aufgeteilt. Die Motorradproduktion wurde fortan unter dem Namen 'Triumph Motorcycles', später als 'Triumph Engineering Company', weitergeführt. In dieser neuen Firma fand auch Bettmann wieder Unterschlupf, und er kümmerte sich für den Rest seines Lebens nur noch um Motorräder.
Da sich unser Club ausschliesslich mit der automobilen 'Triumph'-Tradition befasst, wird der Motorrad-Zweig in dieser Abhandlung nicht weiter verfolgt.
Holbrook erkannte, dass 'Triumph' nicht mit den Grossproduzenten 'Austin' und 'Morris' konkurrieren konnte und beschloss, sich auf sportorientierte Fahrzeuge zu spezialisieren. 'Triumph' engagierte Donald Healey als Rennfahrer, welcher später dann die eigene Autofirma 'Austin-Healey' gründete. So erreichte 'Triumph' zwar einen guten Ruf auf den Rennstrecken, aber die Verkaufszahlen besserten sich dadurch nicht wesentlich. Wie viele andere Automobil-Produzenten musste somit auch 'Triumph' nach nur 35'000 gebauten Autos innert 17 Jahren infolge verfehlter Modellpolitik 1939 Konkurs anmelden, und nachdem die deutsche Luftwaffe im November 1940 die Produktionshallen in Coventry dem Erdboden gleichmachte, lief sowieso nichts mehr. 'Triumph' war pleite.
Nach dem Kriegsende kaufte Sir John Black, Chef der ‚Standard Motor Company’, den Namen ‚Triumph’. Er erhoffte sich einen Sportwagen zu bauen, der mit den ‚Jaguar’ konkurrieren kann. Schon bald nach dem Krieg wurden die ersten Autos mit dem gekauften Namen vorgestellt: der ‚Triumph 1800 Roadster’ und der ‚1800 Town & Country’. Wenig später erschien dann auch noch der ‚Mayflower’ für den amerikanischen Markt. Doch das Design dieses Luxusautos gefiel den Amerikanern nicht. Sie bevorzugten die schnittigen und sportlichen ‚MG TC’ und ‚MG TD’ sowie die ‚Jaguar XK’. So ereilte auch Black dasselbe Schicksal wie seinem Vorgänger Bettmann: er wurde aus seiner eigenen Firma geworfen. Doch der Erfolg der Konkurrenz zeigte die Marschrichtung für ‚Triumph’ vor. Auf der Basis des ‚Mayflower’ entstand 1952 ein zweisitziger Roadster, der auf der ‚Earl’s Court Motor Show’ als ‚Triumph TR1’ vorgestellt wurde. Er war noch nicht wirklich hübsch, zeigte aber die Entwicklungsrichtung für die Zukunft auf. Mit der Präsentation des ‚TR2’ auf dem Genfer Autosalon im März 1953 begann die Erfolgsgeschichte der ‚Triumph’-Sportwagen. Leider konnte Bettmann den Erfolg seines Traumes nicht mehr miterleben, denn er starb am 24. September 1951, ein Jahr bevor der ‚TR1’ der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Der ‚TR2’ war einer der Stars am Salon und verkaufte sich anschliessend vorab in Amerika hervorragend. Der ‚TR3’ löste ihn 1955 ab, 1958 erschien der ‚TR3A’. Von diesen drei Varianten entstanden mehr als 80'000 Fahrzeuge innert nur 8 Jahren. Angespornt durch die Erfolge im Sportwagen-Bereich brachte Triumph im Jahre 1959 auch den überaus erfolgreichen und in verschiedenen Karosserievarianten erhältlichen ‚Herald’ auf den Markt, sozusagen als ein Auto fürs Volk. 1960 wurde ‚Standard-Triumph’ durch ’Leyland Motors Ltd.’ annektiert, einem renommierten Hersteller von Lastwagen und Bussen. Triumph präsentierte kurze Zeit später das Nachfolgemodell ‚TR4’, welches bereits Kurbelfenster und andere Neuigkeiten aufwies. Die Amerikaner goutierten das neue Design des Italieners Michelotti aber nicht, und so wurde extra für den nordamerikanischen Markt noch ein Modell ‚TR3B’ aufgelegt, welches zwar noch die alte Karosserieform besass, jedoch bereits die neue Technik des Nachfolgers unter dem Blechkleid verbarg. Während des Übernahmeprozesses durch ‚Leyland’ wurde ein anderes Entwicklungsprojekt gestoppt, und das halbfertige Auto verschwand unter einer Plane in der Design- und Entwicklungsabteilung. Mit der Bestandesaufnahme der neuen Eigner wurde das kleine Auto auf Basis des ‚Herald’ und mit dem Projektnamen ’Bomb’ wiederentdeckt und im Juli 1961 zur Weiterentwicklung freigegeben. Es handelte sich dabei um den Prototypen des ,Spitfire’, der nun weiterentwickelt und im Oktober 1962 auf der London ‚Earl’s Court Motor Show’ als ’Spitfire 4’ dem Publikum präsentiert wurde. So konnte schon bald nebst dem stärkeren, aber auch teureren ‚TR4’ ein weiterer günstiger Roadster angeboten werden, den ‚Spitfire’. Dieses Modell wurde mit 314 338 gebauten Exemplaren der ganz grosse Renner. Im Jahre 1968 fusionierte ’Leyland Motors’ mit dem Konkurrenten ’British Motor Holdings’, wodurch die Marken ‚Jaguar’ und ‚Daimler’ einverleibt wurden. Kurze Zeit später kam auch noch die ’British Motor Company’ mit den Marken ‚Austin’, ‚Morris’ und ‚MG’ dazu, und es entstand der riesige Konzern ’British Leyland Motor Company’. Dies hatte zur Folge, dass gerade im Bereich der günstigen Sport-Roadster plötzlich gleichartige Konzepte aus demselben Konzern angeboten wurden. Dennoch lebte ‚Triumph’ als selbständige Marke noch bis Ende 1981 weiter. Der letzte echte ‚Triumph’ war ein silberfarbener ‚TR8’ für den amerikanischen Markt. Anschliessend erschien der Name weiterhin auf japanischen Lizenzbauten von ‚Honda’. Das letzte Auto mit dem ‚Triumph’-Schriftzug verliess 1984 die Montagehallen. Es war ein ‚Honda Ballade’, der unter dem Namen ‚Triumph Acclaim’ verkauft wurde. Danach wurde dasselbe Fahrzeug noch als ‚Rover 200’ angeboten, da die ‚Rover’-Gruppe die verbliebenen Firmenteile erwarb. Der Name ‚Triumph’ ging somit an ‚Rover’, welche ihrerseits ab 1994 für gute zehn Jahre in Besitz von ‚BMW’ kam. Damit wurde der Kreis vom gründenden Deutschen Bettmann nach gut einem Jahrhundert geschlossen, indem der Name ‚Triumph’ zurück in deutsche Hände fiel. Als ‚BMW’ im Jahr 2000 die ‚Rover’-Gruppe an das ‚Phoenix’-Konsortium verkaufte, bestand der deutsche Automobil-Konzern darauf, den Markennamen ‚Triumph’ zu behalten - andernfalls hätte ‚BMW’ den gesamten Verkauf platzen lassen! ‚Rover’ wurde dann von ‚Phoenix’ im Jahr 2005 nach China verkauft, aber wie bereits erwähnt eben ohne die Marke ‚Triumph’. So ist ‚BMW’ bis heute im Besitz der Marke ‚Triumph’, und es bleibt offen, ob und wann das nächste Fahrzeug mit ‚Triumph’-Schriftzug auf einer Automobil-Show präsentiert werden wird. Mit Sicherheit lässt sich jedoch sagen: Die Ausstrahlung und das Prestige der Autos aus dem ersten automobilen Jahrhundert werden unerreicht bleiben!
Die Stadt Coventry ehrte übrigens den ‚Triumph’-Gründer Siegfried Bettmann am 13. April 2000 mit der Enthüllung einer Gedenktafel.